Wenn sie den Namen Pluto hören, denken die meisten Zeitgenossen sicher zuerst an jenen Milliarden Kilometer entfernten Zwergplaneten unseres Sonnensystems. Ausnahmen bilden höchstens Tier- oder Trickfilmfreunde, denen eher jener gelb-braune, ein wenig tollpatschige Hund aus der Disney-Familie in den Sinn kommt. Aber ein Fernsehsender, der unter dieser Bezeichnung daherkommt? Nie gehört! Zumindest für Handballfreunde hierzulande könnte sich das demnächst ändern …

Denn Pluto-TV, das gibt es wirklich. Und zwar schon seit 2014. Als Ableger des Medienriesen Paramount. Bisher war der Streamingdienst, der auch auf dem Bildschirm empfangbar ist, fast nur in den USA bekannt. Seit einiger Zeit ist jedoch Expansion über den Großen Teich angesagt. Und jetzt kommt der Sport ins Spiel. Weil: Mit ihm fängt man bekanntlich Mäuse (sprich: Zuschauer). An dieser Stelle würde wahrscheinlich kein Wort über Pluto verloren werden, handelte es sich um einen weiteren jener Bezahl-Kanäle, die regelmäßig neu auf dem Markt aufploppen. Aber Pluto-TV, so die Eigenwerbung, ist durchgehend kostenfrei – nicht nur die ersten paar Wochen. Stream now, pay never, lautet der verlockende Slogan. Also jetzt gucken, nie bezahlen. Weil, so die Unternehmensbegründung, alles trage sich allein durch Werbung.

Und jetzt kommt der Handball ins Spiel. Seit Beginn der Saison 2024/25 hat Pluto-TV in Kooperation mit dem Sportportal DAZN einen kostenfreien Handball-Kanal gestartet. Der berichtet rund um die Uhr über das Spiel mit dem kleinen Ball. Seit September steht pro Woche ein Live-Spiel der Champions League auf dem Programm. Eine der ersten Begegnungen war übrigens die Gruppenpaarung SC Magdeburg gegen Industria Kielce. Ansonsten sind bei Pluto Wiederholungen früherer Spiele aus der Königsklasse sowie weitere Formate aus der European League oder den internationalen Wettbewerben der Frauen zu sehen. Der Kanal kann per App sowohl über den Fernseher wie auch den Computer, Tablett oder Smartphone genutzt werden.

Ein deutsches „Gesicht“ hat sich der Kanal ebenso schon zugelegt: Uwe Gensheimer, lange Jahre einer der besten Linksaußen der Welt und seit seinem Rücktritt im Sommer nun Sportdirektor bei seinem Heimatverein, dem Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen. „Ich finde es super, dass es in Ergänzung zu den bestehenden Formaten nun mit Pluto-TV auch einen Sender gibt, der Handball ohne Bezahlschranke zeigt“, begründet er gegenüber Kompakt sein Engagement. Wenn der Handball die breite Masse erreichen solle, dann könne eine solche Kooperation nur förderlich sein. „Gerade nach diesem aufregenden Handball-Sommer und der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen ist das doch top für viele Kids und andere Handballbegeisterte, wenn es ausgewählte Spiele frei empfangbar zu sehen gibt.“

„Ich soll dazu beitragen“, umreißt er seine Aufgabe, „Pluto-TV bekannter zu machen. Zudem werde ich hier und dort bei Spielen vor Ort zu sein, den Zuschauern die Protagonisten etwas persönlicher näherbringen und auch das eine oder andere Format außerhalb der Halle drehen. Viele der Akteure kenne ich ja noch gut aus meiner eigenen Karriere.“ Einen ihrer ersten Auftritte führte die Handball-Legende nach Magdeburg, wo der 37-Jährige nach der Kielce-Partie zu fast mitternächtlicher Stunde Trainer Bennet Wiegert interviewte.

Rudi Bartlitz