Was uns wichtig ist – oder: „Die unbedingten Dinge“

Von Tina Beddies-Heinz

Dogukan Kuran (von links), Elvire Beekhuizen, Csaba Pillinger und Gerhard Vinatzer ergründen am Theater Magdeburg „Die unbedingten Dinge“. Foto: Andreas Lander

Das Zeitschiff „DeepSound“ ist im Podium des Opernhauses Magdeburg gelandet und mit ihm sind Admira (Koloratursopranistin Elvire Beekhuizen) und Lenz (Bariton Dogukan Kuran) aus dem Jahr 2071 ins Heute zurückgekehrt. Eigentlich geht es den beiden in ihrer Zukunft ganz gut, doch irgendetwas fehlt – und zwar die unbedingten Dinge ihrer Kindheit. Um herauszufinden, was genau das sein mag, reisen sie in ihre Vergangenheit und begeben sich gemeinsam mit Rocco (Gerhard Vinatzer an der Posaune) und Fuchs (Csaba Pillinger am Schlagwerk) sowie dem Publikum auf die Suche.


Das Wandel-Musiktheater-Stück „Die unbedingten Dinge“ von Nikola Huppertz (Libretto), Eva Pöpplein und Janko Hanushevsky (Musik) richtet sich an Kinder ab einem Alter von sechs Jahren und nimmt sie mit auf eine musikalische Entdeckungstour, die klären soll, was uns heute wichtig ist und welche Dinge, die wir momentan als selbstverständlich ansehen, wir in Zukunft vermissen könnten. Premiere feierte das Stück bereits am 13. Dezember, weitere Termine stehen am 20. Dezember, 14.,19. und 22. Januar 2025 auf dem Spielplan. Seit der Uraufführung 2021 wird das Werk erst zum zweiten Mal inszeniert.


Die freiberufliche Regisseurin Sabine Sterken kehrte dafür nach 2019, als sie die Kinderoper „Ritter Odilo“ inszenierte, erneut ans Theater Magdeburg zurück. „Das faszinierende an ‚Die unbedingten Dinge‘ ist, dass die Zuschauer von Anfang an Teil des Geschehens sind. Bereits eine viertel Stunde vor dem Beginn ist Musik zu hören und das Publikum hat die Gelegenheit, wie in einem Erlebnismuseum das Zeitschiff zu erkunden“, erklärt Sabine Sterken, die in Leipzig geboren wurde und ihre Laufbahn als Regieassistentin am Theater Chemnitz begann. „Dann gibt es einen Punkt, an dem das Stück beginnt und die maximal 40 Zuschauer im Podium Platz nehmen.“ Später, wenn sich Admira und Lenz auf die Suche begeben, wird das Publikum in zwei Gruppen geteilt. „Die Schülerinnen und Schüler wandeln dann mit jeweils einem Spieler durch das Vorderhaus, wo es mehrere Stationen geben wird. Und auch von den Musikern werden sie begleitet.“


Die Augen der Regisseurin leuchten, während sie von den Proben erzählt. „Ich habe mich sehr auf diese Produktion gefreut, weil diese Form des Theaters etwas ganz Besonderes ist“, sagt Sabine Sterken, die bereits u. a. in Rostock, Würzburg, Linz sowie im brasilianischen Salvador de Bahia inszenierte. „Die Sänger und Musiker haben sich auf großartige Weise auf dieses Experiment eingelassen und waren bereit, von der Sicherheit der Bühne wegzugehen.“ Natürlich gibt es eine Rahmenhandlung, die im Vorfeld geprobt wurde. „Im Hintergrund ist alles klar organisiert. An den Stationen, die mit dem Publikum besucht werden, gibt es einen Timecode, denn das Stück ist auf eine Dauer von einer Stunde ausgelegt. Im Idealfall merken die Zuschauer nicht, wann es an der Zeit ist, weiterzugehen“, schildert die Regisseurin den Ablauf.


Anders sieht es an den einzelnen Stationen aus. Dort hält das Stück für die Musiker Möglichkeiten zur Improvisation bereit. „Und natürlich hängt es davon ab, wie sich die teilnehmenden Kinder einbringen, welche Ideen sie haben, was aus ihrer Sicht mit Blick auf die Zukunft erhaltenswert ist“, so Sabine Sterken. „Die Interaktion mit den Schülerinnen und Schülern ist ein wichtiger Punkt. Je nachdem, welche Stimmung, Power, Freude die Kinder mitbringen, läuft das Stück auch jedes Mal anders ab.“ Ein besonderes Anliegen ist für die Regisseurin dabei der Fokus auf Gemeinschaft, Kommunikation, Musik und Fantasie. All das dürfe nicht verloren gehen.

Nr. 270 vom 17. Dezember 2024, Seite 18

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