Und sie kommt doch …

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber aktuell ist mir noch nicht so richtig weihnachtlich zumute. Natürlich laufen die üblichen Rituale ab. Geschenke werden oder sind besorgt, fürs Festtagsessen steht der Plan und die wesentlichen Zutaten sind bereits eingekauft. Dennoch erscheinen der Advent und die bevorstehenden Feiertage am Ende des Jahres von einer komischen Stimmungsschicht überzogen. Friedliche Weihnachten – das klingt so unwirklich. Der Russland-Ukraine-Krieg dauert bald drei Jahre lang. Israel, Gaza und Libyen bleiben im Dauerkonflikt. In Syrien ist nach dem Sturz des Diktators Baschar al-Assad noch nicht klar, ob der Bürgerkrieg ein Ende findet oder die Unruhen weitergehen. Die einen hoffen auf den Beginn der 2. Präsidentschaft von Donald Trump, und glauben, dass der ein Friedensstifter sein würde. Dafür wirft er schon mit einigen Drohungen über Strafzölle und Sanktionen um sich.


Dunkelflauten an dunklen Tagen könnten einen Blackout nach sich ziehen. Solche Nachrichten schüren die Angst, dass feiertags die Lichter am Baum ausgehen. Natürlich laufen an Feiertagen die Stromkabel nicht heiß, weil die großen Industrien Pause machen. Dennoch bleibt ein flaues Gefühl im Magen, wenn sich Stromnachbarn wie Schweden empört über die deutsche Energiepolitik äußern. Außerdem werden zum Jahresausklang die Schlangen bei der Arbeitsagentur länger. Auch dadurch schmecken manchen die Tage bitter. Man kann dieser Tage Frust und Trübsinn im Glühwein ertränken, sich mit Galgenhumor eine Fröhlichkeit verschaffen oder noch besser: den Nachrichtenkonsum einfach einstellen.


Das ist ohnehin der beste Rat zum Fest. Die Familie kommt zusammen, Freunde treffen sich. Gemeinsame Zeit, gegenseitiges Bekochen und Verwöhnen unter der anheimelnden Stimmung, die mit Weihnachtsdeko in die Stuben getragen wurde. Wenn dann alle, die geladen sind, beisammen sind, stellt sich ein, was wir uns wünschen. Und lasst den Weihnachtsmann herein – wenn auch nur in Gedanken –, holt die passenden Melodien aus der Konserve. Ein gemeinsamer Singsang kann Wunder bewirken, Herzen höherschlagen lassen und die Gedanken vom Weihnachtszauber einhüllen. Egal, wie schlimm uns die Welt außerhalb unserer Heimstätten erscheint, drinnen werden Kerzen angezündet und der Duft des Festtagsbratens durchzieht die Räume. Die Tradition und Rituale zu Weihnachten erzeugen dann doch, was sich kurz zuvor noch nicht recht einstellen will. Das ist meine Hoffnung und mein Behagen für schöne Tage mit Menschen, die mir wichtig sind. Grau bleibt’s danach von allein. Das Weihnachtsfest ein Licht am Ende des Jahres. Und dadurch kommt die Freude dann doch.

               
Axel Römer

Nr. 270 vom 17. Dezember 2024, Seite 21

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